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Arbeitssicherheit in Deutschland: „Der Standard ist hoch, er wird nur zu wenig angewendet!“ vom 20.11.2017

Arbeitssicherheit in Deutschland, Marc Peschel, Dach, Kirche, Nettetal

Am 20. Februar beginnt die 10. Fachmesse für das Dachdecker- und Zimmerhandwerk, kurz „Dach+Holz“. Der diesjährige Schwerpunkt lautet Arbeitssicherheit in Deutschland. Auch Dachdeckermeister Marc Peschel hat eine Meinung zu diesem wichtigen Thema. Ein Interview. 

 

Arbeitssicherheit ist im Handwerksbereich aktuell ein großes Thema. Woher stammt deiner Meinung nach die neue Motivation für mehr Arbeitsschutz?

Die neue Motivation ist leider auf die in den letzten Jahren steigende Zahl der Unfälle durch Absturz zurück zu führen. Deswegen sollen demnächst die Beiträge an die Bau BG für Zimmerer um ca. 60 € pro Mitarbeiter und Monat steigen.

Aus welchen Bausteinen sollte die heutige Arbeitssicherheit bestehen?

Die Grundlage für alles ist hier die Gefährdungsbeurteilung, welche der Unternehmer für jede Baustelle erstellt. Er analysiert die Risiken und Gefahren und fasst diese für seine Mitarbeiter zusammen. Auf dieser Grundlage wird die Baustelle eingerichtet und die Mitarbeiter wissen worauf zu achten ist. Vor Arbeitsantritt erfolgt somit eine Einweisung in die Baustelle und in die Gefährdungsbeurteilung.

Wie gehst du im eigenen Betrieb vor, um immer auf dem neuesten Stand in der Arbeitssicherheit zu bleiben?

Ich besuche regemäßig Seminare, Kongresse, Workshops und lese aktuelle Normen, Regeln, etc. Außerdem besuche ich auch regelmäßig Messen, wie im Oktober 2017 die A+A (Arbeitsschutzmesse) in Düsseldorf.

Der Standard in der Arbeitssicherheit in Deutschland ist recht hoch. Welche Herausforderungen siehst du in der Zukunft?

Der Standard ist sehr hoch, wird aber leider zu wenig angewendet wenn keine Kontrollen erfolgen. Natürlich kann man auch hier nicht alle über einen Kamm scheren, denn es gibt Betriebe die sehr vorbildlich aufgestellt sind, wo auch die Mitarbeiter sehr auf den Arbeitsschutz achten. Letztendlich gibt der Unternehmer ja Geld für die Sicherheit seiner Mitarbeiter aus, welche das Benutzen der PSA selbst als lästig empfinden.

Du sagst es bereits: Immer weniger Betriebe werden von den Aufsichtsbehörden kontrolliert. Geht der Trend zur Selbstkontrolle und kann das reichen?

Leider reichen die vorhandenen Aufsichtspersonen nicht aus um alle Baustellen zu kontrollieren. Es wäre sehr schön, wenn die Mitarbeiter sich mehr um ihre eigene Sicherheit kümmern würden. Letztendlich möchte doch jeder wieder gesund zu seiner Familie zurück. Der Arbeitgeber legt den Grundstein und stellt nach der Gefährdungsbeurteilung die ermittelte PSA zusammen, welche den Mitarbeiter schützen soll, bzw. wird die Baustelle so organisiert, dass eine persönliche PSA nicht erforderlich wird.

Im Kletterladen bietest du jede Menge Equipment und Hilfsmittel an, um dem Arbeitsschutz im Handwerk und in der Industrie gerecht zu werden. Welche Produkte wurden in jüngerer Vergangenheit besonders nachgefragt?

Neben Produkten für den Augen-, Kopf und Gehörschutz ist der Auffangschutz an erster Stelle. Hier bieten wir aber auch eine sehr große Auswahl an und können umfassend beraten, weil ich selbst aus dem Handwerk komme und alle Gegebenheiten kenne. Auffanggurte und Höhensicherungsgeräte sind am beliebtesten.

Welche aktuellen Innovationen im Arbeitsschutz sind aus deiner Sicht wirklich sinnvoll?

Es gibt aktuelle Lifelineprodukte, welche den Absturz bei der Erstellung von einem Dachstuhl verhindern. Diese müssen jetzt erst einmal in den Markt eingeführt werden und sich etablieren.

Und was fehlt? Welche Innovationen braucht der Arbeitsschutz, um diesem gerecht zu werden?

Aktuell wird in enger Zusammenarbeit mit einigen Kranherstellern daran gearbeitet, dass man sich an einem Kran sichern darf. Das erleichtert einiges, denn so können Absturzunfälle vermieden werden.

Die Rettung von einer abgestürzten Person wird von sehr vielen Betrieben auf die leichte Schulter genommen. Es werden Auffanggurte verwendet, welche das Abstürzen des Mitarbeiters verhindern. Was aber wenn dieser nun abgestürzt ist? Die lapidare Antwort: Wir rufen die Feuerwehr! Es gibt praxistaugliche Rettungssysteme, welche auf dem Markt vorhanden sind. Wir vertreiben diese und schulen auch die Anwendung.

 

Mehr Informationen zum Thema Arbeitssicherheit in Deutschland erfahren Sie von Dachdeckermeister Marc Peschel persönlich.

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Silhouette: Dachdecker bei der Arbeit.